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30.07.2020

Update - Ambulante Therapie bei Patienten mit COVID-19

Im großen Konferenzraum des Technologieparks in Köln kamen insgesamt 75 interessierte PhysiotherapeutInnen zusammen. Schutzvorrichtungen wie Händedesinfektion, Maskenpflicht und Einhaltung von Abstand wirkten zum Thema passend.

Die Vorsitzende des Landesverbandes, Frau Rita Schütte, begrüßte Teilnehmer und Referenten und leitete das Wort weiter an die Ehrenvorsitzende und  2. Vorsitzende der IGTM e.V., Frau Christel Flügge, welche die geschichtliche Entwicklung der kardio-pulmonalen Nachbehandlung darlegte. Sie erinnerte beispielsweise an die Zeit, als Patienten mit Zustand nach Herzinfarkt sechs Wochen bettlägerig im Krankenhaus verbrachten und vom Pflegepersonal gewaschen wurden, weil keine Bewegung erlaubt war. Die damaligen KrankengymnastInnen waren somit in einen langen und intensiven Rehabilitationsprozess eingebunden.Es folgte ein virtueller Vortrag von Professor Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann zum Thema „Sportmedizinische Grundlagen der Trainingslehre“, welcher die Teilnehmer in die ehemalige Ausbildungszeit zurückversetzte.

Dr. med. Jens Geiseler, Pneumologe, Intensivmediziner und Chefarzt im Klinikum Vest in Marl, zeigte interessante Einblicke in die „Stationäre Versorgung mit Verfahren der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem“. Auch wenn als Exkursion zum Thema COVID-19 zu betrachten, verfolgte das Publikum gebannt die Erläuterungen der Möglichkeiten der verschiedenen investiven Möglichkeiten. Besonders die Berichte über den N. Vagus, welcher Acetylcholin freisetzt und daher bronchodistriktorisch ist und die Kohn’schen Poren, welche eine Belüftung zwischen den einzelnen Lungenlappen zulassen, regte zu Gesprächen bis in die Pausen hinein an.

Dorothea Pfeiffer-Kascha, Physiotherapeutin und Leiterin der Arbeitsgemeinschaft für Atemphysiotherapie führte schließlich in die „ambulante Atemphysiotherapie bei Patienten nach Pneumonie“ ein. Ihr Vortrag war ein Feuerwerk an Informationen und bot neben einer anatomischen Einführung und Assessments auch Übungen, wie die Rota-Komp-PEP-Technik. Untermalt wurde der inspirierende Vortrag durch Interaktionen. So wurden Rippenbögen ertastet, Atemtechniken durchgeführt und der eigene Trainingszustand durch die praktische Durchführung des 1 Minute ist-to-stand-Tests ermittelt. Auch die evidenzbasierte Seite wurde durch die Präsentation verschiedener Studienergebnisse dargelegt.

Anschließend leitete Dr. phil. Peter Schwind durch „Facziale Auswirkungen durch Beatmung und Pneumonie und deren Behandlungsmöglichkeiten“. Er erläuterte den Zusammenhang und die Einflussmöglichkeiten zwischen der Lunge und Organ- und Muskelfaszien.

Per Video hinzugeschaltet zeigte Christine Rauner virtuell in ihrem Vortrag „Atemphysiotherapie für Patienten nach Beatmung“ die Herausforderungen auf.

Viele Studien zu dem Thema sind aufgrund des hohen weltweiten Interesses kostenfrei verfügbar. Viele Arbeiten seien aktuell noch nicht abgeschlossen, stünden jedoch kurz davor. Die Patienten seien bislang noch nicht im deutschen Rehabilitationssystem angekommen. Frau Rauner zeigt an, dass COVID-19 ein multifaktorielles Krankheitspaket sei und mehr als „nur“ eine Pneumonie. Daraus folgt, dass es nicht Patienten mit Z.n. COVID-19 zu behandeln gilt, sondern Patienten mit mannigfaltigen funktionellen Problemen. Nach Beatmung, wo dem Körper eine 24/7-Funktion abgenommen wird, entstehen Beschwerden in den verschiedenen Gelenken wie Kiefer, ACG, SCG, HWS, etc. Die auf der Intensivstation möglicherweise erworbenen Begleiterkrankungen wie Polymyopathie, Critical illness Polyneuropathie bestehen teilweise für bis zu 5 Jahre. Am Beispiel Italien wurde die Versorgung von Intensivstation und Akutkrankenhaus bis zur Rehabilitation gezeigt. Auch Hilfsmittelgeräte wie EzPAP oder EMS-Geräte wurden vorgestellt.

„Kardiopulmonales Aufbautraining - u.a. nach Corona“, Günter Lehmann, Physiotherapeut und Autor, beschrieb die Thematik sehr praxisnah und anschaulich anhand von Beispielen aus dem Alltag. Von Fallbeschreibung, Anamnese, Assessments und der Vorgehensweise in der Behandlung. Nichts blieb unerwähnt. Der Vortrag von Günter Lehmann wird den Teilnehmern anschließend zur Verfügung gestellt. Weiterbildungsangebote finden Sie bei Interesse unter ag-atemphysiotherapie.de und ag-praevention.de