4. (leitende) Angestelltentreffen in Nottuln am 03.11.2015
Sieben neue (Physiotherapie-)Abteilungsleitungen sind der Einladung des Berufsverbandes Physio-Deutschland gefolgt und erstmalig zum Angestelltentreffen NRW am 03. November gekommen.
Diesmal fand das Treffen in den Räumlichkeiten der Christophorus Kliniken GmbH, Standort Nottuln, statt. Dank der gastfreundlichen Unterstützung des Pflegedienstleiters W. Wiebrecht konnten die PhysiotherapeutInnen das Treffen im Konferenzraum des ehemaligen St.-Gerburgis-Hospitals Nottuln durchführen. Als gastgebende Kollegin dieser Veranstaltung war die Bereichsleiterin Physiotherapie Frau H. Wesselmann für den Tag verantwortlich. Wunschgemäß sollte an diesem Novembertag der Austausch über das Themengebiet der elektronischen Dokumentationssysteme erfolgen.
Zunächst informierte Alexander Geißler über die Unterschriften-Aktion der Vereinigten Dienstleistung-Gewerkschaft ver.di, die sich für ein Gesetz zur Personalbemessung in Krankenhäusern einsetzt. Unter dem Aufruf die Krankenhaus-Petition.de soll auf den gravierenden Mangel von 162 000 fehlenden Fachkräften (vorrangig Pflege) an deutschen Krankenhäusern hingewiesen werden. Laut Mitteilung ist an deutschen Krankenhäusern eine Pflegekraft für 10,3 Patienten verantwortlich – damit ist Deutschland Schlusslicht in Europa.
Ferner ermittelte eine britische Studie, dass das Risiko in einem Krankenhaus zu sterben, bei einer wegen Überlastung schlechten personellen Betreuung, bis zu 26 Prozent höher ist. Zitiert wurde eine weitere Studie von der Hochschule Hannover, aus der hervorgeht, dass der Pflegeberuf attraktiver gestaltet werden müsse. U.a. können sich wegen chronischer Überbelastung augenblicklich 74% der Pflegekräfte nicht vorstellen, in ihrem Beruf bis zu ihrem Rentenalter zu arbeiten. Welche Parallelen zur Physiotherapie gibt es? Es folgt die Vorstellung der Ergebnisse der Angestellten-Umfrage des Berufsverbandes mit u.a. der erdrückenden Erkenntnis, dass über 40% der PhysiotherapeutInnen auf eine Nebentätigkeit angewiesen sind, um finanziell über die Runden zu kommen.
Anschließend berichtet A. Geißler vom Angestelltenforum, welches Mitte Oktober an der Uni Köln stattfand. Hier ging es inhaltlich um den Gesetzentwurf des Krankenhaus-strukturgesetzes des Bundesgesundheitsministeriums und die geplante Umsetzung des KHSG (Eckdaten) und dem Widerstand der Krankenhäuser. Sie sind der Meinung, dass die Krankenhausreform eine „Mogelpackung“ sei, da auf der einen Seite eine Qualitätsoffensive und eine Entlastung des Personals durch ein Pflegeförderprogramm propagiert und gleichzeitig den Häusern in dramatischem Umfang die finanziellen Mittel gekürzt und verwehrt werde. Die Daten, die Frau R. Gülker von Deutsche Krankenhausgesellschaft (DGK) auf dem Angestelltenforum zum Gesetzentwurf demonstrierte und die Stellung der DGK wurden dargestellt.
Da sich die Tagung mit der Dokumentation in Physiotherapie-Abteilungen/ Krankenhäusern beschäftigte, stellte Alexander Geißler noch die Mainzer Mobilitäts-Matrix (Institut für Physikal. Th., Prävention u. Rehabilitation, Universität Mainz; Dr. U. Betz) und ein Modell zu Priorisierung in der Physiotherapie (Universitätsklinik Schleswig-Holstein; S. Fimm et al.) vor. Wenn zukünftig Therapieleitungen den ökonomischen Nutzen der Physiotherapie in Krankenhäusern besser als bislang abbilden möchten, werden zwei Bereiche von besonderer Bedeutung sein:
- eine patientenbezogene Leistungserfassung mit hoher Transparenz über die physiotherapeutischen Maßnahmen sowie
- die Entwicklung und Optimierung physiotherapeutischer Behandlungspfade, die standardisiert – aber auf den Patienten zugeschnitten – umgesetzt werden können.
In der anschließenden Diskussion wurde über die angeblich jetzt bestehende Möglichkeit, dass Klinik-Physiotherapieabteilungen im Rahmen der Ambulanzvereinbarungen Therapie-Leistungen für das gleiche Entgelt wie die Physiotherapie-Praxen anbieten können, gesprochen.
Die These, dass eine Physiotherapie-Abteilung sich durch das Angebot von ambulanten Leistungen finanziell selbst tragen könne, wurde kontrovers diskutiert. Es wurde angeregt, ob nicht einmal ein kompetenter Referent zu diesem Thema vor dem Angestellten-Treffen NRW sprechen und Aufklärung betreiben könne.
Für das kommende Jahr 2016 wurden zwei Termine für die Angestelltentreffen NRW vereinbart: Dienstag, 05.04.2016 (5. Treffen) und Dienstag, 08.11.2016 (6. Treffen) Wahrscheinlich findet das nächste Treffen in der Niederrhein-Klinik Korschenbroich GmbH statt. Nähere Informationen folgen.
Nach einer kurzen Pause stellte Frau Wesselmann das Dokumentations-Tool der Firma medicware vor. GERDA - die geriatrische Datenbank® beinhaltet die Software zur Dokumentation und Prüfung der nach OPS 8-550 geforderten Voraussetzungen zur Kodierung der geriatrisch frührehabilitativen Komplexbehandlung. GERDA® ist mit iSoft ClinicCentre, dem Krankenhaus-Informationssystem des Hauses, kompatibel. Die Software erfasst ein standardisiertes geriatrisches Assessment zu Beginn der Behandlung in mindestens vier Bereichen (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion) und vor der Entlassung in mindestens zwei Bereichen (Selbständigkeit, Mobilität). Der therapeutische Anteil wird komplett aufgezeichnet und muss mindestens 10 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10 % als Gruppentherapie betragen unter Einbeziehung von mindestens 2 der folgenden 4 Therapiebereiche Physiotherapie/Physikalische Therapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie/Neuropsychologie unter fachärztlicher Behandlungsleitung betragen (wie zur Abrechnung der Komplexziffer gefordert).
Die Erstellung eines Sozialen Assessments zum Status in mindestens 5 Bereichen (soziales Umfeld, Wohnumfeld, häusliche/außerhäusliche Aktivitäten, Pflege-/Hilfsmittelbedarf, rechtliche Verfügungen) ist obligat. Eine wöchentliche Teambesprechung unter Beteiligung aller Berufsgruppen einschließlich der fachärztlichen Behandlungsleitung mit wochenbezogener Dokumentation bisheriger Behandlungsergebnisse und weiterer Behandlungsziele wird dargestellt.
Im Anschluss an die Veranstaltung führte uns die Bereichsleiterin Physiotherapie durch die Therapiebereiche und die Tagesklinik des Standorts Nottuln. Die Christophorus-Kliniken sind ein Zusammenschluss dreier lokaler Kran-kenhäuser. Alle drei Häuser erfüllen in den fusionierten Kliniken spezialisierte Aufgaben und arbeiten zusammen als „ein Krankenhaus“. In Nottuln wird unter der Rubrik der Geriatrie/ Allgemeine Innere Medizin die Stationär-Behandlungen von internistischen als auch geriatrischen Patienten angeboten. Ferner finden umfangreiche Therapieangebote in der geriatrischen Frührehabilitation, sowie in der geriatrischen Tagesklinik statt.
Fazit: Ein sehr informativer und konstruktiver Tag
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